Ab dem 1. Juli 2008 dürfen glatte lange Noppen nicht mehr eingesetzt werden. Beläge mit Noppen außen müssen dann einen festgelegten Reibungswiderstand aufweisen. Was wird nun aus all den Noppenspezialisten?
Das Verbot der glatten langen Noppen spaltet Tischtennis-Deutschland. Während sich viele Angriffsspieler freuen, sehen sich die Noppenspieler einer wirksamen „Wunderwaffe“ beraubt. Fakt ist, dass ab 01.07.2008 nur noch Noppenbeläge zugelassen sind, die einen Mindestreibungswiderstand von mehr als 25 Mikronewton (Maßeinheit für den Reibungswiderstand) aufweisen.
Doch wie kann dieser festgestellt werden? Und gibt es Tolleranzgrenzen?
So soll es ein Gerät (Gerätname: friction indicator) geben, mit dem dies möglich sein soll. Hier sind vier verschiedene Belagmuster aufgeklebt. Man muss also einen Ball über die Muster rollen und das Ergebnis mit dem zu kontrollierenden Noppenbelag vergleichen. Beim friction indicator liegen dem Tester ein unstrittig zulässiger bzw. zu glatter Noppenbelag vor. Man kann zusätzlich noch auf einen Belag zugreifen, der gerade noch zulässig ist, während ein weiterer im Grenzbereich liegt. Ob dies der Stein der Weisen ist wird sich weisen. Sicherlich wird dieses Gerät helfen Spieler zu überführen, die nach dem Verbot der glatten langen Noppen ihre neuen Beläge „selbst nachbehandeln“. Doch welcher Verein wird so ein Gerät anschaffen? Auch ist noch unklar wie in Deutschland Kontrollen durchgeführt werden. Hier wartet der DTTB noch auf eine offizielle Vorgehensweise der ITTF und überlegt auch selbst, was man gegen die Nachbehandlung von Belägen unternehmen kann.
Sichtweise von Dr. Neubauer – Guru für die Noppenspezialisten
Diejenigen, die ihrer „Wunderwaffe“ beraubt wurden, haben jedenfalls einen langen Sommer mit vielen Materialtests vor sich. Der Noppen-Guru Dr. Neubauer wird ab April vier neue Beläge auf dem Markt bringen, die das Verbot kompensieren sollen. Jedoch wird die extreme Schnittumkehr nicht mehr wie vorher möglich sein. Mit dem Gorilla und Grizzly gibt es zwei Anti-Spin-Beläge, die eine Spinumkehr beim Block haben sollen. Jedoch sind beide Beläge deutlich schneller und verlangen eine Umstellung der Spieltechnik (mehr Handgelenkseinsatz). Daneben wird es zwei griffige Noppen des Noppenspezialisten geben, die jedoch für die Gegner vermutlich leichter zu spielen sind.
Durch die Entscheidung der ITTF wurde die Existenz der Firma Dr. Neubauer deutlich beeinträchtigt. Der Noppenpapst entwickelte jedoch genügend Ehrgeiz, um seine Firma mit neuen Produkten am Leben zu halten. Viele Spieler, die überlegt haben mit dem Tischtennis-Sport aufzuhören, werden nun vermutlich doch weiterspielen.
Vorbild Schweiz?
Doch wie soll gerade in den der mittleren und unteren Spielklassen der Spielbetrieb kontrolliert werden? Denn hier sind keine geprüften Schiedsrichter im Einsatz! Doch welche Handhabe hat man, wenn man den Verdacht hat, dass ein Belag nachbehandelt wurde? Ein Protest im Spielberichtsbogen dürfte vermutlich nur eine Ermahnung durch den Spielleiter nach sich ziehen.
Hier könnte ein Blick in die Schweiz ggf. helfen! Hat man dort den Verdacht, dass der Gegenspieler mit unzulässigen Material spielt, so wird dies an den Spielleiter gemeldet. Bei zwei Meldungen schickt dann der Verband einen Kontrolleur zum nächsten Spiel vorbei.
Doch auch diese Regelung hat klare Nachteile! So werden die „schwarzen Schafe“ sich ganz einfach zwei Schläger anschaffen. Kommt der Kontrolleur, so bekommt er einfach den erlaubten Schläger. Und beim nächsten Verbandsspiel könnte das Spielchen dann wieder von vorne beginnen? Auch die Forderung nach mehr Schiedsrichtern, die auch bis in die unterste Liga Spiele leiten wird wohl eher ein Wunschtraum bleiben?