Wie schon in einigen Artikeln (Frischklebeverbot – Betrachtungen von Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig, Frischklebeverbot – Manipulationen zur neuen Saison?) beschrieben, gibt es große Probleme bei der Kontrolle des Frischklebeverbots. Nachdem das enez-Testgerät zumindest im Profibereich viele Sportler vom Frischkleben abgehalten hat, so sind wohl viele Spitzensportler dazu übergegangen den Belag zu tunen. Entsprechende Verdachtsäußerungen wurden bei den Europameisterschaften 2008 vom deutschen Bundestrainer bereits klar formuliert.
Neben den früher von den Tischtennisfirmen angebotenen Mitteln, haben sich leider auch Grillanzünder sowie Lampenöl als Tuner herausgestellt. Da diese geruchlos (sehr geringer Gasdruck) sind, hat der Schiedsrichter hier auch mit dem enez-Testgerät keine Chance die Manipulation aufzudecken. Bis zur Entwicklung besserer Gasdruck-Messgeräte versucht die ITTF nun mit der Messung der Belagdicke den Betrügern auf die Schliche zu kommen. Und zwar geht man davon aus, dass sich getunte Beläge vollsaugen und damit dicker werden.
Überschreitet ein Belag somit die maximale Dicke von 4,0 mm, so ist dies ein Indiz für die Manipulation. Der Spieler erhält die Möglichkeit auf einen Ersatzschläger zurück zu greifen. Peinlich wird es nur wie im Fall Crisan, wenn der Spieler dann trotzdem mit dem „manipulierten“ Schläger antritt und dies nach dem Spiel festgestellt wird. Zieht dann der Verlierer in die nächste Runde ein, so ist dies für den Zuschauer nicht mehr nachvollziehbar.
Hört man Expertenmeinungen, so muss man deutlich mehr Geld investieren, um verlässliche Messgeräte zu erhalten, mit denen ggf. auch Tuner nachgewiesen werden können. Da kommt man schnell an Kosten im fünf- bis sechsstelligen Bereich. Nur kann sich diese Messgeräte wohl selbst die ITTF kaum leisten können.
Hier ist die Materialkommission der ITTF in einem Dilemma! Man hat den Auftrag das Frischkleben und Tunen zu kontrollieren und den Missbrauch nachzuweisen. Nur verlässliche Geräte gibt es hierzu nicht. Mit dem Messgerät für die Bestimmung der Belagdicke kann man aktuell nur einen Manipulationsverdacht hegen und den betroffenen Schläger aus dem Spielbetrieb nehmen. Das Verbot von Grillanzündern und Lampenöl kann die ITTF dauerhaft nicht durchsetzen. Solange den Spielern keine Strafen drohen und ein Ersatzschläger benutzt werden kann, so werden die Profis ihr Tuning soweit perfektionieren, dass ein Fehlgriff wie bei Adrian Crisan kaum noch zu erwarten ist. Und wie üblich, werden sich ambitionierte „Hobbysportler“ das ganze abschauen. Nur hat dies noch mit sauberen Sport zu tun?